Was haben Demokratie und Medien mit Berufsorientierung zu tun?
Ohne dem Vortrag von Prof. Spieker vorgreifen zu wollen, denke ich sehr viel. Es geht bei der Wahl des Berufs um mehr als nur um gute Bezahlung oder ein angenehmes Leben. Wäre dies so, gäbe es wohl kaum jemanden, der sich für Pflege oder selbst das Handwerk interessieren würde. Was immer mit in die Berufswahl eingeht, sind Werte oder anders ausgedrückt, was einem wichtig ist. Berufswahl hat daher immer auch eine gesellschaftliche Komponente.
Diese Überlegungen und Gedankengänge möchten wir mit Ihnen im diesjährigen JugendOnlineEvent vertiefen.
Jeder Beruf ist wichtig für die Gesellschaft
Und damit sind wir bei unserer Gesellschaftsform, unserer demokratischen Verfassung. Die Pandemie hat deutlich gemacht, wie „systemrelevant“ Gesundheitsberufe sind, aber auch andere es sind, wie z.B. Polizei, Logistik, Verkäufer:innen im Lebensmittelhandel und das Handwerk insgesamt. Wir brauchen Menschen, die diese Berufe ergreifen, wenn die Gesellschaft funktionieren soll.
Es wäre aber falsch, sich nur auf die sog. „systemrelevanten“ zu beschränken. Jeder Beruf trägt zum Wohlergehen einer Gesellschaft bei. Aber es lohnt sich durchaus, darüber nachzudenken, was der oder die Berufe, die man sich ausgesucht hat, für einen Beitrag leisten können. Es gehört auch zum eigenen Selbstverständnis etwas für andere zu tun, anderen nützlich zu sein. Das, was man im Gegenzug dafür bekommt, macht auch das eigene Leben lebenswert.
Unsere Demokratie ist mehreren Bedrohungen ausgesetzt
Doch es geht noch etwas weiter. Unsere Gesellschaft muss sich mit mehreren Bedrohungen auseinandersetzen. Das ist die Klimakrise, die immer mehr zur Klimakatastrophe wird, die Pandemie, die sich wahrscheinlich noch ausbreiten wird und bis heute nicht im Griff ist. Das ist aber auch die Bedrohung durch Extremismus, Rassismus und Verschwörungstheorien. Diese finden ihren Platz nicht mehr nur am Rand der Gesellschaft, sondern immer mehr auch mittendrin. Das geht bis in die eigene Familie und den Freundeskreis. Aber was davon ist wahr, wem kann man, wem soll man glauben? Wie äußert sich Rassismus oder Extremismus? Das sind Fragen, die gar nicht so leicht zu beantworten sind. Dahinter steht immer Inklusion und Segregation, anders ausgedrückt „Wir und die anderen“, „die gehören nicht zu uns“.
Solche Aussagen sind zunächst nicht rassistisch, aber wenn sie sich auf körperliche Merkmale wie z.B. die Hautfarbe, auf religiöse Zugehörigkeit oder auf bestimmte Minderheiten beziehen, sehr wohl. Den eigenen Rassismus zu erkennen, ist nicht so einfach, da er uns selten bewusst wird.Die Auseinandersetzung damit ist schon deshalb immens wichtig, weil wir in unserer eigenen Geschichte erlebt haben, wohin Rassismus führen kann. Extremismus, Rassismus und Verschwörungstheorien sind Kräfte, die jede Gesellschaft zerstören können. Daher haben wir diese Themen auch in die Workshops aufgenommen.
Die Rolle der Medien
Kommen wir zur Bedeutung der Medien Das ist etwas kompliziert. Bis zum Entstehen der sozialen Medien im Internet, gab es eine unangefochtene sog. „4. Gewalt“, die Presse. Ihre Aufgabe bestand und besteht auch heute darin, die drei anderen Gewalten, Gesetzgebung, Polizei und Rechtswesen zu kontrollieren und Verfehlungen öffentlich zu machen. Das hat sie über eine lange Zeit auch weitgehend unangefochten gemacht. Aber natürlich gab und gibt es Journalisten, die korrupt sind, sich mehr als staatstragende Hofberichterstatter sehen oder ihren eigenen Vorurteilen erliegen.
Der disruptive Einbruch durch die sozialen Medien
Durch die sozialen Medien hat sich das Pressewesen grundsätzlich geändert. Konnte man sich vorher nur in geringem Maß, etwa über Leserbriefe an der öffentlichen Diskussion beteiligen, ist dies heute für jeden über die sozialen Medien möglich. Es gibt kaum Einschränkungen auf YouTube, Facebook, Twitter, Instagram, Pinterest usw. alles zu schreiben, Fotos und Videos hochzuladen, was man möchte. Zu all dem kann man auch Kommentare schreiben. In den optimistischen und wohl sehr naiven Anfängen der sozialen Medien glaubten viele noch an die „Bürgerjournalist:innen“, der sich aktiv an der öffentlichen Diskussion beteiligen, die Politik positiv, d.h. im Sinne der Bürger:innen beeinflussen und Geschehnisse schneller verbreiten als es eine Zeitung oder auch Rundfunk und Fernsehen es können.
Leider ist es nicht so gekommen. Der rücksichtsvolle Umgang in den Anfängen wich schon bald demütigenden und hasserfüllten Kommentaren. Der Aufreger wurde wichtiger als der Inhalt, die negative Seite des Journalismus, nämlich schlechte Recherche, Meinung für Tatsachen ausgeben und bestimmte, aber nicht nach außen deutliche Interessen zu verfolgen, gewann immer mehr an Einfluss. Journalist:innen, die sich um Fakten bemühten wurden beschimpft, ihre Artikel, Kommentare und Rubriken als „Fake News“ bezeichnet. Für die Bürger:innen wurde es damit immer schwieriger zwischen Fake und Fakten zu unterscheiden.
Vortrag und Workshop im JugendOnlineEvent
Um hier ein wenig Klarheit zu schaffen, setzen sich der Workshops „Lüge – Bullshit oder doch DIE Wahrheit“ und der Vortrag „Journalismus im Umbruch – behalte den Überblick“ am 21. März im JugendOnlineEvent mit diesen Entwicklungen auseinander und zeigen Kriterien, wie man guten Journalismus von schlechtem unterscheiden, welchen Medien man vertrauen kann und welchen besser nicht. Wir glauben, dass dies nicht nur für zukünftige Journalisten wichtig ist, sondern für alle, die nicht den Überblick verlieren möchten.
Wenn Sie mehr über die Workshops wissen möchten, gehen Sie doch auf die Anmeldeseiten. Dort werden die Inhalte ausführlicher beschrieben und Sie können sich entscheiden, wo und wann Sie teilnehmen möchten.
Dr. Peter Westebbe