Bislang bildeten wir die Jugend in der Kontinuität unserer eigenen Erfahrungen aus. In der Gesellschaft vorherrschend war/ist ein Weltbild, wie ein Lebenslauf „normalerweise“ grob abzulaufen habe. Wir lernten was, ergatterten einen Job und starteten durch in eine wie-auch-immer-Karriere. Wenn wir uns umschauen, sehen wir: Das glückte zwar einigen, aber bei weitem nicht allen. Und sind diejenigen, denen es glückte, die Glücklicheren?


Die Forschung zeigt uns, dass je höher der Bildungsabschluss sei, desto höher falle das Lebenseinkommen aus – durchschnittlich und rückblickend, da die Zahlen naturgemäß auf den Daten der Vergangenheit beruhen. Darauf aufbauend wird empfohlen, sich immer weiter formal zu qualifizieren, damit man selbst zu den Gewinner*innen gehöre. Bildung, so sagen sie, sichere den persönlichen wie gesellschaftlichen Wohlstand. Aber was bedeutet hier „Bildung“?

Sie sagen auch, es brauche weiteres Wachstum, um unser aller Zukunft zu sichern. Nun wissen wir, dass ebenjenes Wachstum auch dem Klima schadet. Nicht nur ein wenig, sondern fundamental. Wachstum unter Ausbeutung von Natur und Menschen trägt z.B. dazu bei, dass der Golfstrom langsam versiegt und somit immer weitere Klimaextreme entstehen. Insofern ist das ewige Streben nach weiterem Wachstum (wie-wir-es-kennen) eine nahende Katastrophe

Also, was bedeutet Wachstum? Es gibt durchaus seriöse Vertreter*innen, die ausschließlich in einem digital basierten, nachhaltig aufgesetztem Wachstum ein transformatives Potenzial sehen, diese Erde im verbliebenen Zeitfenster zu retten. Bekanntlich müssen wir eigentlich ab 2035 klimaneutral wirtschaften, damit wir nicht zentrale Klima-Kipp-Punkte auslösen, die das Leben auf der Erde noch unwirtlicher machen. (Zum Verständnis: Im letzten Jahr hat Deutschland bereits am 3. Mai alle Ressourcen verbraucht, die bei nachhaltiger Nutzung für das gesamte Jahr zur Verfügung gestanden hätten.)

In dem Vortrag stelle ich diese beiden Sichtweisen experimentell gegenüber, um abzuwägen, was dies für die möglichen zukünftigen Bildungswege junger oder junggebliebener Menschen bedeutet. Denn Menschen möchten persönlich wachsen, sich entwickeln und die Welt wenigstens ein bisschen mit verbessern helfen ….

Anja C. Wagner