Nach der Veröffentlichung der beiden Handbücher zur Studienorientierung liegt nun im Preprint ein Handbuch „Guiding Schools“ zur Berufsorientierung vor, welches sich an die Schulen und hier v.a. an diejenigen Lehrer und Lehrerinnen wendet, die für die Berufs- und Studienorientierung verantwortlich sind, sowie an die Schulleitungen. Es wendet sich jedoch auch an alle interessierten und in der Berufsorientierung engagierten Personen in Kommunen, Verbänden und Betrieben.

Kurz zur Entstehungsgeschichte des Handbuchs

Dieses Handbuch zur Berufsorientierung entstand für den dvb (Deutscher Verband für Bildungs- und Berufsberatung e.V.) im Rahmen des Erasmus+ Projekts „Guiding Schools“ und baut auf dem Original von Ronald G. Sultana auf: „Enhancing the quality of career guidance in secondary schools – A Handbook”, Universität Malta, 2018. Autor:innen der deutschen Version sind: Ingo Blaich, Tillmann Grüneberg, Barbara Knickrehm und Rainer Thiel.

„Das Handbuch soll einerseits zum kritischen Nachdenken und Verstehen anregen und stellt andererseits Instrumente und Ressourcen bereit, dieses Verständnis in eine bessere Praxis von Beruflicher Orientierung und Beratung umzusetzen“.

(S.6)

Stellenwert des Handbuchs „Guiding Schools“ zur Berufsorientierung

Die Inhalte des Buches strukturieren diesen immens wichtigen Bildungsbereich, und schaffen eine kommunikative Basis für Ideen und gemeinsame Vorhaben. Anzustrebendes Ziel ist, dass alle Schüler und Schülerinnen zum Ende ihrer Schulzeit eine Berufswahlkompetenz dergestalt erworben haben, dass sie lebenslang zur eigenverantwortlichen Gestaltung ihrer Berufsbiografie fähig sind (siehe dazu auch S.9, Tabelle 1: Katalog der Career Management Skills).

Dieses Handbuch füllt eine Lücke. Zum ersten Mal liegt ein Werk vor, welches die große Vielfalt der Einzel-Maßnahmen und Angebote der Berufsorientierung an den Schulen in Deutschland umfassend in den Blick nimmt und – im Sinne der Professionalisierung – in einen Qualitätsrahmen stellt.

Der zugrundeliegende Qualitätsrahmen

Der vorgestellte Qualitätsrahmen für Konzepte schulischer Berufsorientierung umfasst folgende Kriterien (S. 16/17):

  1. Kompetenzorientierung
  2. Handlungsorientierung
  3. Subjekt- und Biografiebezug
  4. Methodische Vielfalt
  5. Dokumentation des BO-Prozesses durch Schülerinnen und Schule
  6. Professionelle Beratung und Begleitung Qualifizierung der Lehrerinnen
  7. Berufsorientierung als schulische Gesamtaufgabe.

Die einzelnen Punkte des Qualitätsrahmens werden umfassend diskutiert. Dargestellt werden die Maßnahmen, wie sie in den einzelnen Bundesländern in Rahmenlehrpläne eingebunden, von unterschiedlichen Akteuren angeboten und durchgeführt werden. Aufgezeigt werden Gemeinsamkeiten und regionale Besonderheiten, mögliche problematische Konstellationen und Chancen für weitere Entwicklungen.

Diskutiert werden beispielsweise die Vor- und Nachteile fächerübergreifender berufsorientierender Lernangebote, die Vorteile und Grenzen außercurricularer Angebote wie Messen und Karrieretage, die Nutzung von Lernportfolios und angewandte Lernformen.

In Deutschland werden v.a. erfahrungsorientierte Lernformen angeboten und eingesetzt. Die Forschung zeigt, dass Methodenvielfalt zu höherer Berufswahlkompetenz führt. Auf verschiedene Methoden und Verfahren, wie z.B. Kompetenzfeststellung auf der Basis von Tests, Portfolios oder Projekten wird ausführlich eingegangen. Checklisten sind ergänzend beigefügt.

Berufsorientierung muss den einzelnen jungen Menschen im Blick haben

Hingewiesen wird auch darauf, dass der junge Mensch im Kreuzungspunkt verschiedenster Informationsgeber und Kommunikationspartner steht, die unter Umständen widersprüchlich kommunizieren. Eltern und Freunde haben andere Gesichtspunkte wie etwa regionale Wirtschaftsvertreter oder Hochschulen. Schüler und Schülerinnen brauchen Anleitung und Informationskompetenz, um diese vielen Informationen im eigenen Interesse zu interpretieren und für sich zu nutzen. Derzeit stehen sie meist hilflos und desorientiert dem Informationsangebot gegenüber. Die Bedürfnisse sind auch unterschiedlich. V.a. jüngere Schülerinnen sind auf Personen als Informationsquelle angewiesen. Die Autorinnen gehen ausführlich auf die qualitative Verbesserung des Informationsangebots ein.

Vor allem wichtig ist die Subjektorientierung. Immer wieder wird darauf verwiesen, das einzelne Kind, den einzelnen jungen Menschen mit seinen individuellen Gegebenheiten stärkenorientiert in den Blick zu nehmen. Dies ist eine höchst anspruchsvolle Aufgabe, die gegenwärtig kaum mit dem vorhandenen Personal an den Schulen zu leisten ist. Der Spagat zwischen organisationalem Rahmen und individueller Begleitung ist zu bewerkstelligen. Auch außerschulische Partner*innen scheinen nicht ausreichend zur Verfügung zu stehen.


Wie ist dieses Dilemma zu lösen und der Bildungsauftrag zu erfüllen, der jungen Generation die Schlüsselkompetenzen zur Bewältigung ihrer lebenslangen Berufs- und Lernwege zu vermitteln?

Link zum kostenfreien Download des Preprints:
https://dvb-fachverband.de/wp-content/uploads/2022/05/Sultana-Handbuch_Deutsche_Ausgabe_Preprint_2022_04_25.pdf

Am 14. Und 15. September bietet der dvb eine Fortbildung zur Berufsorientierung an. Die Fortbildung findet online und in Präsenz statt. Sie wendet sich an Lehrkräfte und Beratende.

Link zur Anmeldung zur Fortbildung:
https://dvb-fachverband.de/veranstaltungen/aktuelle/pre-conference-guiding-schools/