Der Autor Norbert Scheuer nahm als Inspiration für den Handlungsort des fiktionalen Romans „Winterbienen“ seine Heimat Kall in der Eifel, wo er noch immer lebt. Er erhielt 2019 für das Buch den Wilhelm-Raabe-Literaturpreis. Die Zeichnungen von Kampfflugzeugen in seinem Roman stammen von Norbert Scheuers Sohn Erasmus.
Der epileptische und deshalb wehruntaugliche Imker Egidius Arimonds schmuggelt Ende des Zweiten Weltkrieges von seiner kleinen Gemeinde Kall in der Eifel, Juden bis an die belgische Grenze. Mit dem damit verdienten Geld finanziert er sich teure Medikamente gegen die immer schlimmer werdende Epilepsie. Durch seine Aufzeichnungen, die wie Tagebucheinträge sind, erfährt man von seinem Leben mit den Bienen, den ihm gegenüber immer feindseliger werdenden Bewohnern der Stadt und der eindringlichen Atmosphäre der NS-Zeit. Die Menschen im Dorf begegnen Egidius aufgrund seiner Krankheit mit zunehmender Abscheu und isolieren ihn. So zum Beispiel der Apotheker, der ihm aus Schikane seine lebensnotwenigen Tabletten verweigert. Aber nicht nur Egidius leidet unter den Bombenalarmen und der ständigen Angst, die der Krieg auslöst. Auch die Dorfbewohner sind dem Druck der brutalen Diktatur ausgeliefert.
Das Buch verdankt den Titel Egidius Liebe zu seinen Bienen und deren Rolle beim gefährlichen und illegalen Schmuggel der Juden. Er transportiert diese in großen Bienenstöcken an die Grenze und tarnt sie mithilfe seiner Bienen. Jeder Transport könnte ihn- und auch den Juden- das Leben kosten.
Der Stimme des Erzählers kann man sich kaum entziehen, so nah fühlt man sich dem Außenseiter durch seine detailreichen, lebensnahen und intimen Aufzeichnungen. Er kreiert ein Bild von der deutlich spürbaren Schwere, die während der letzten Monate vor Kriegsende in der Luft hängt und von seinem ganz persönlichem Leid während jener dramatischen Zeit.
Ein überraschender und spannender, sowie sensibler Roman, der sehr nahe geht.
Rezension verfasst von Daniela Pourgholami