Ich wollte eigentlich einen Beitrag über die Zukunft der Arbeit schreiben und darüber, dass Home Office nur einen winzig kleinen Teil dessen ausmacht, was die Zukunft der Arbeit bringen wird. Da springt mir Anja’s Piqd heute morgen beim Öffnen meines Laptops ins Auge:
„Vielleicht die wichtigste Frage unserer Zeit: Wie lernst Du?“
Das ist die einzige Frage, wie Marc Zao-Sanders im zitierten Beitrag beschreibt, die ein:e Personaler:in der Kandidat:in im Jobinterview stellen sollte: Wie lernst Du? Sie hat sehr viel mit der Zukunft der Arbeit zu tun.
Was würdest Du darauf antworten? Hast Du einmal darüber nachgedacht, wie Du eigentlich lernst? Hast Du eine Liste mit Inhalten und Fähigkeiten, die Du Dir in Zukunft aneignen möchtest? Kannst Du Dich erinnern, was Du vor einem halben Jahr gelernt hast und beschreiben, wie Du das Gelernte jetzt im neuen Job anwenden wirst?
Lernkompetenz ist die Superkompetenz im 21. Jahrhundert
Kleinen Kindern erklärt man auf die Frage, warum die Dinosaurier ausgestorben sind, dass die Umwelt sich stark verändert hat und diese großen Tiere sich nicht anpassen konnten.
„Lernen ist unser Anpassungssystem an Veränderungen der Umwelt.
Lisa Rosa, 2017
Wir haben nichts anderes.“
Der technologische Wandel, die Globalisierung, die Klimakrise und nicht zuletzt die Pandemie sind die aktuellen Herausforderungen, an die wir uns anpassen und die wir bewältigen müssen. Sind wir dafür gerüstet? Ich bin skeptisch. Haben wir die ausreichende Lernkompetenz? Wissen wir, wie man gut lernt? Wissen wir, wie wir selbst lernen? Wissen wir, wie wir unsere Lernkompetenzen verbessern?
Pisa und andere Wettbewerbe
Pisa zeigt, wo Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern steht, gemessen an den erforderlichen Zukunftskompetenzen. Wir stehen nicht gut da. Vor allem wird uns eine hohe Ungerechtigkeit und Ungleichheit unseres Bildungssystems vorgeworfen. Wir lassen talentierte junge Menschen zurück, wir fördern nicht oder fördern falsch. Wir liegen abgeschlagen auf den hinteren Plätzen im MINT-Fächern, unsere junge Generation versteht zu wenig von Wirtschaft und Finanzen und kann sich auf internationalem Parkett nicht gut genug präsentieren.
Wettbewerbe und Challenges sind wichtig für die eigene Standortbestimmung. Sie sind Anlass für Reflexionen. Sie zeigen Lernfelder und Entwicklungschancen auf.
Werden wir eine Bastelnation?
Das ist provokant gefragt. Hintergrund ist: Ich habe vor kurzem einen deutschen Wettbewerb verfolgt, auf dem Geschäftsideen und Businessmodelle von Gymnasiast:innen prämiert wurden. 17 Schüler:innenteams haben sich dem Wettbewerb gestellt. Die allermeisten Teams beschäftigten sich mit Themen zum Upcycling von alten Planen, Zelten, Jeans, Autoschildern, Glühbirnen usw. und zum nachhaltigen Konsum. 2 Teams entwickelten Lösungen zur Desinfektion von Händen und Gegenständen, 1 Team entwickelte eine Shopping-App, 1 Team eine Internetplattform zur Vermarktung von selbstentwickelten Lernmaterialien und ein weiteres Team Gesellschaftsspiele mit Heimatbezug.
Im Fokus des Wettbewerbs stand das ökonomische Lernen. Alle Teams sprachen davon, wieviel sie beim Aufbau ihrer Schülerfirma gelernt haben. Alle Teams zeigten, dass sie sich technisch (nicht unbedingt inhaltlich) gut auf eigenen Webseiten, auf Facebook und auf Instagram präsentieren können. Es gab nur 3 Lösungen aus dem engeren MINT-Bereich: Die Shopping-App, UVC-Desinfektionsboxen für Alltagsgegenstände und die Produktion eines Handreinigungsgels. In diesen Fällen wurden die Schüler:innen von den entsprechenden Fachlehrer:innen unterstützt. Kooperationen mit externen Expert:innen wurden gepflegt.
Mein Gedanke dazu: Welch ein Potenzial liegt hier in den Schulen brach! Für alle Fachgebiete sind die Expert:innen vor Ort und direkt fächerübergreifend ansprechbar!
Das Geheimnis der Lernmotivation
Warum lernen wir? Aus den unterschiedlichsten Gründen, intrinsisch und extrinsisch motivierten. In den ersten Jahren lernen wir aus Neugierde und für unsere engsten Beziehungspersonen, Eltern und Lehrer:innen. Gerald Hüther spricht immer wieder deutlich davon, wie wichtig es ist, beides nicht zu zerstören und positive Emotionen mit den Lernerlebnissen zu verbinden. Mit dem Älterwerden lösen wir uns von den engen Bezugspersonen der Kindheit. Wenn unsere Lernsozialisation gut verlaufen ist, dann wissen wir jedoch, wie wichtig andere Personen – unser Netzwerk – für unser eigenes Lernen sind. Wir haben uns als Person kennengelernt und wissen, wie wir für unser Lernen förderliche Voraussetzungen schaffen. Wir verfolgen unsere Lernprozesse und sind in der Lage, diese aktiv zu steuern. Auch mit diesem Thema hat Lisa Rosa sich auseinandergesetzt: https://shiftingschool.wordpress.com/2017/07/25/das-elend-mit-der-motivation/
Das deutsche Bildungssystem ist nicht zukunftsfähig
Anknüpfend an die Eingangsfrage muss man festhalten: Unser derzeitiges Bildungssystem schafft die Voraussetzungen für das geforderte Lebenslange Lernen derzeit in Gänze nicht.
Wie schnell schaffen wir hier als Gesellschaft eine Veränderung?
Darüber möchten wir mit euch und Ihnen sprechen am: 21. Juni von 17-18 Uhr zusammen mit Anja C. Wagner. Ihr und Sie sind ganz herzlich eingeladen mit uns zu diskutieren und damit einen weiteren Lernschritt gemeinsam zu gehen.
Hier geht es zur Anmeldung:
https://samanthanet.adobeconnect.com/mj06-berufen/event/event_info.html
Hier geht es zu weiteren Vorträgen der Orientierungswoche: